Benedetto Muzzicato macht mit dem TB Uphusen derzeit eine schwierige Phase in der Oberliga Niedersachsen durch.

"Es ist nicht alles schlecht"

Benedetto Muzzicato (38) hat vor der laufenden Saison die Oberliga-Fußballer des TB Uphusen als Cheftrainer übernommen. Gemeinsam mit seinem Co-Trainer Oktay Yildirim stand er im Sommer vor der großen Aufgabe, eine neue Mannschaft zu formen. Denn nach dem sportlichen Abstieg der Uphuser gab es einen echten Aderlass am Arenkamp. Durch den Rückzug des TuS Lingen blieb der TBU in der Oberliga. Doch bislang liefert die Muzzicato-Elf nicht die erhofften Ergebnisse.



Herr Muzzicato, nach neun Spieltagen haben Sie mit dem TB Uphusen zwei Siege und zwei Unentschieden geholt. Am vergangenen Wochenende wurde beim FT Braunschweig durch ein spätes Tor mit 0:1 verloren. Das Resultat ist, dass Sie mit Ihrer Elf einen Platz vor den Abstiegsrängen stehen. Wäre es im Endeffekt doch besser gewesen, man wäre nicht in der Oberliga geblieben und hätte in der Landesliga einen Neuanfang gemacht?



Benedetto Muzzicato: Im Nachhinein ist es natürlich einfach, so etwas zu sagen. Fakt ist aber auch: Viele unserer Spiele waren richtig gut – unabhängig vom Ergebnis. In Cloppenburg haben wir zum Beispiel einen Punkt geholt. Auch gegen Jeddeloh oder den Lüneburger SK im Niedersachsenpokal haben wir uns sehr gut verkauft. Es ist bei uns oft unglücklich, wie die Gegentore fallen. Das war zum Beispiel in Cloppenburg der Fall, als wir schon 2:0 führten. Die Partie gegen Göttingen ist auch so ein Beispiel. Wir haben 15:3 Torschüsse, verlieren aber mit 0:2. Es ist nicht alles schlecht. Oktay und ich sind mit der Einstellung der Spieler vollkommen zufrieden. Wir haben eine super Trainingsbeteiligung. Im Schnitt sind 18 bis 22 Jungs da, und sie wollen ja auch gewinnen und laufen. An den Wochenenden fehlt dann leider die Qualität im Kopf.



Was genau meinen Sie damit?



Wir haben viele Talente in der Mannschaft. Die Jungs können ja auch Fußball spielen. Aber bei einigen reicht es vielleicht noch nicht, um höherklassiger zu spielen. Das haben wir vor der Saison vielleicht ein bisschen unterschätzt. Bei manchen fehlt die Selbstverständlichkeit, dass es am Wochenende nur um Fußball gehen sollte. Bei anderen Spielern spielt sicher auch die Tatsache eine Rolle im Kopf, dass sie mit dem TB Uphusen in der letzten Saison bereits dieselbe Situation durchgemacht haben. Jetzt ist aber auch die Zeit, um sich dagegen zu wehren. Die Jungs müssen sich selbst beweisen, dass sie nicht so schlecht sind wie unser Tabellenstand.



Ist in der aktuellen Situation das Positivste, dass Sie mit Ihrem Team noch über dem Strich stehen?



Ja, schon. Und gute Ansätze sehen wir ja in jedem Spiel. Das war auch am Sonntag gegen Braunschweig so. Wenn die Spieler dann noch den Willen haben, unbedingt das Tor machen zu wollen, gehen wir zur Pause auch in Führung. Wobei auch zwei, drei Spieler als Totalausfall dabei waren.



Die kommenden Gegner heißen Wunstorf, Arminia Hannover und Northeim. Alle drei Mannschaften stehen derzeit unter den Top-Vier. Was ist in diesen Partien für den TBU möglich?



Das sind auf jeden Fall Gegner, gegen die wir nur besser aussehen können. Gegen Teams wie Braunschweig oder Gifhorn waren wir auf Augenhöhe. Da hatten wir meist den Ballbesitz. Das wird jetzt wohl anders sein. Ich gehe davon aus, dass sich für uns die nötigen Räume ganz von allein ergeben. Und dann ist halt wieder diese Qualität gefragt, dass ein Spieler sein Herz in die Hand nimmt. Und in diesem Bereich fehlen uns aktuell Benjamin Ciosanski und Patrick Müller, die beide verletzt sind.



Ihnen fehlt momentan also der klassische Instinkt-Fußballer?



Genau richtig. Solch ein Typ ist Patrick Müller. Leider wird er wohl vier bis sechs Wochen pausieren. Auch andere Spieler im Kader haben diese Qualität, sie enttäuschen dann aber auch.



Sie werden sich aber nicht bis zur Winterpause durchhangeln, um dann wieder einen neuen Kader zusammenzustellen?



Nein, das wird nicht passieren. Aber natürlich haben Oktay und ich ein paar Namen im Kopf, die uns weiterhelfen können. Wir werden aber nicht zehn Leute wegschicken und zehn neue holen. Das würde überhaupt keinen Sinn machen. Klar ist aber, dass wir auf mancher Position Verstärkung brauchen.



An welche Positionen denken Sie da?



Vor allem an die Defensive. Ein Bülent Kaksi hängt sich zwar voll rein, doch er hat jetzt nach langer Zeit mal wieder in der zweiten Mannschaft gespielt. Vielleicht sollte man darüber nachdenken, dass es für die Oberliga nicht mehr reicht. Zudem ist bei Stefan Denker erkennbar, dass er kein gelernter Innenverteidiger ist. Und Johannes Ibelherr hat in dieser Saison erst vier Spiele gemacht. Nach seiner einjährigen Pause ist er doch ziemlich anfällig. Er guckt im Training den Ball nur an und ist schon verletzt.



Mit dem FC Oberneuland kannten Sie in der Vorsaison eigentlich nur den Erfolg. Was nehmen Sie für sich persönlich aus der – für Sie neuen – Situation mit?



Es ist ja kein Geheimnis, dass ich in diesem Geschäft noch mehr erreichen will. Da muss man seine Arbeit natürlich selbst reflektieren. Wir wollen zum Beispiel das Training ein bisschen einfacher gestalten. Für Oktays und meine Entwicklung als Trainer kann es kaum eine bessere Situation geben. Wir arbeiten daran, Lösungen für unsere Lage zu finden, die unser Spektrum als Trainer mit Sicherheit erweitert.



Quelle : www.sportbuzzer.weser-kurier.de/

Text : Florian Cordes

Bild : Björn Hake