Ein Signal an die Kritiker
Kleine Flugeinlage: Uphusens Neuzugang Obed Scholl-Amoah wird von Lüneburgs Linus Büchler unsanft gestoppt.

Ein Signal an die Kritiker

Es kommt nicht häufig vor, dass ein Trainer ein zufriedenes Lächeln im Gesicht hat, wenn es in den 90 Minuten zuvor eine Niederlage gegeben hat. Und trotzdem war die Laune von Benedetto Muzzicato keineswegs getrübt. Der Neu-Coach des TB Uphusen hatte in der Auftaktrunde des Fußball-Niedersachsenpokals eine starke Leistung seiner Spieler gegen den Regionalligisten Lüneburger SK Hansa gesehen, die lange Zeit ein Unentschieden hielten, am Ende aber doch mit 1:3 (0:0) verloren. Insbesondere aufgrund der durchwachsenen Vorbereitung war mit solch einem Resultat kaum zu rechnen gewesen – mit einer Ausnahme. „Für mich war die Leistung überhaupt nicht überraschend“, betonte Muzzicato. „Wir haben einen tollen Charakter im Team. Die Jungs haben gezeigt, dass sie eine echte Mannschaft sind.“



In personeller Hinsicht gehen die Achimer derzeit am Stock. Aus privaten, beruflichen oder gesundheitlichen Gründen fehlen immer wieder Akteure. Teilweise erschienen gerade einmal zehn Spieler zum Training. Keine allzu gute Ausgangsposition, um an den Neuerungen zu feilen. „Die letzten Wochen waren katastrophal, aber die Jungs selbst sind top“, sagte Muzzicato. Noch vor der Partie gab es den nächsten Rückschlag. Keeper Jasin Jashari hatte sich im Abschlusstraining eine Handverletzung zugezogen, da Christian Meyer derzeit in Russland ist, musste Lucas Feldmann zwischen die Pfosten. Dieser war zuletzt jedoch derart bei der Bundeswehr eingespannt, dass er lediglich ein Mal trainiert hatte. Der Schlussmann erledigte seinen Job dennoch ordentlich.



Der Sturmmisere war Muzzicato mit der Personalie Benjamin Ciosanski begegnet. Und der laufstarke 24-Jährige, der eigentlich auf den Außenbahnen beheimatet ist, sorgte für reichlich Bewegung in der Offensive. Da auch seine Kollegen unheimlich viel Aufwand betrieben und Einsatzfreude zeigten, fanden die Lüneburger, bei denen der Ex-Verdener Waldemar Wart nur auf der Bank saß, kaum zu ihrem Spiel. Im Grunde war es sogar ziemlich enttäuschend, was der Favorit zeigte. Etliche Ungenauigkeiten zeugten davon, dass auch die Gäste noch reichlich Arbeit bis zum Saisonstart vor sich haben.



Nach einer relativ ereignisarmen ersten Hälfte, in der die Uphuser jedoch den besseren Eindruck hinterlassen hatten, waren es dann aber doch die Lüneburger, die zunächst jubelten. Nach einem Freistoß von Thure Ilgner war George Kelbel zur Stelle und köpfte ein (47.). Der Deutsch-Ghanaer war erst kürzlich vom LSK verpflichtet worden, deutete jedoch mehrfach an, dass er eine echte Verstärkung sein könnte. Die Heimelf versteckte sich nach dem Rückstand jedoch keineswegs. Erst verpasste Mateusz Peek noch den Ausgleich per Kopf (54.), wenig später nahm dann Ciosanski Maß. Bei einem Freistoß von der Strafraumgrenze zirkelte er den Ball unhaltbar in den Winkel – ein echtes Traumtor (57.).



Auf beiden Seiten gab es im weiteren Verlauf kleinere Chancen, für den TBU vergaben Ciosanski (76.) und der eingewechselte Ayoub Rochd (85.). Der Achimer Stadtteilklub schnupperte bereits am Elfmeterschießen und einer möglichen Überraschung, ehe die Lüneburger doch noch zwei Mal eiskalt zuschlugen. Beide Male hieß der Torschütze: George Kelbel (88., 90.+2). „Vielleicht ist es ganz gut, dass wir noch verloren haben“, sagte Benedetto Muzzicato schmunzelnd. „Man stelle sich vor, wir hätten hier mit 3:1 gewonnen. Dann wären wir doch plötzlich überall der Geheimfavorit in der Oberliga gewesen. Aber das sind wir nicht. Wir sind weiterhin der kleine Verein, der eigentlich abgestiegen ist.“



Für eine positive Grundstimmung sorgte die gezeigte Leistung aber allemal. „Jetzt können wir uns in aller Ruhe auf die Liga konzentrieren. Wir haben jetzt noch zwei Wochen vor uns. Besonders in der nächsten Woche, wenn viele Spieler zurückkehren, wird noch einmal richtig angezogen“, kündigte der TBU-Coach an. „Dann wird auch endlich offensiv gearbeitet. Bislang haben wir ja fast nur etwas für unser Abwehrverhalten gemacht.“



Autor: Malte Bürger