„Wir wollen dauerhaft unter die Top 3 in Europa“

„Wir wollen dauerhaft unter die Top 3 in Europa“

Nach der langen Corona-bedingten Wettkampfpause geht es endlich wieder los mit dem regulären internationalen Wettbewerb. In Lissabon (POR) wird am kommenden Wochenende (5./6. Juni) das erste von zwei Turnieren der Rugby Europe Sevens Championship Series 2021. Das deutsche Team geht nach dem erstmaligen Gewinn der Europameisterschaft im Jahr 2019 als Titelverteidiger an den Start. Im Interview macht Kapitän Carlos Soteras Merz deutlich, dass sich das Wolfpack trotz aller Unwägbarkeiten durchaus wieder so gut vorbereitet fühlt, um wieder ganz oben mitspielen zu können.
 
Carlos, nach 18 Monaten Wettkampfpause geht es endlich wieder los. Mit welchem Gefühl reist ihr zum ersten EM-Turnier nach Lissabon?
Zunächst ist da ganz viel Vorfreude darauf, dass wir uns wieder mit den besten Teams Europas Messen können, dass wir überhaupt wieder auf internationalem Niveau spielen dürfen. Und wir hoffen selbstverständlich, dass wir da anknüpfen können, wo wir vor Pandemie-Beginn bei den Challenger-Series-Turnieren Anfang 2020 in Südamerika aufgehört haben. Natürlich herrscht nach der langen Pause aber auch ein Stück weit Unsicherheit, weil wir ja gar nicht genau wissen, wo wir stehen. Allerdings wird es wohl fast allen Teams so gehen.
 
Nach den Eindrücken aus dem Training, den kaderinternen Spielen und den Testspielen zuletzt in Spanien: Fühlt ihr euch gut gewappnet für das EM-Turnier?
Die Testspiele gegen Spanien waren natürlich sehr wertvoll und aufschlussreich. Wir haben gesehen, dass wir fit sind, was für unser Spielsystem essentiell ist. Wir haben aber auch noch to-do's mitgenommen, an denen wir bis EM-Start arbeiten konnten und können. Insgesamt habe ich das Gefühl, dass wir unter Coach Damian McGrath noch mal einen Schritt nach vorn machen konnten. Unser Spiel ist vielseitiger geworden, wir haben unsere Basics insgesamt verbessert, und Damian gibt den Spielern auf dem Platz mehr Freiheiten, was uns noch variabler macht. Leider fehlen uns mit Bastian van der Bosch und Niklas Koch zwei wichtige Spieler auf den Halbpositionen, aber insgesamt ist unser Kader mittlerweile breit genug, um auch das ausgleichen zu können. Also, ja, ich denke, wir sind sehr gut vorbereitet.
 
Es werden wegen des bevorstehenden Olympia-Qualifikationsturniers einige starke Teams in der EM-Serie 2021 fehlen. Macht das die Aufgabe grundsätzlich leichter?
Das ist eine Europameisterschaft, und da hat die Tatsache, dass einige Teams nicht dabei sind, keinen Einfluss drauf. Wir können uns nur mit denen messen, die auch für dieses Turnier gemeldet haben. Abgesehen davon haben wir mittlerweile den grundsätzlichen Anspruch an uns selbst, in jedem Turnier oben mitzuspielen, und wir trauen uns durchaus zu, auf Sicht zu den Top-3-Nationen in Europa gehören zu können. Das gilt natürlich auch jetzt für das Turnier in Lissabon. Es gibt hier zwar noch nichts zu gewinnen, aber sehr wohl können wir hier schon was verlieren. Es gilt, mit einem guten Ergebnis in Portugal die Grundlage dafür zu legen, dass wir Ende Juni in Moskau dann noch die Chance haben, im Kampf um den Titel noch ein Wörtchen mitsprechen zu können.
 
Letzte Frage: Wen seht ihr in diesem Jahr als vermeintlich stärkste Konkurrenz an?
Das ist nicht ganz leicht einzuschätzen. Ich sagte ja bereits, dass im Grunde kaum ein Team wissen kann, wo es genau steht. Wir haben gesehen, was Spanien drauf hat. Die haben zuletzt auch mehr spielen können als wir und waren auch in den letzten Weltserien-Turnieren gut drauf. Die gehören sicher zu den Favoriten. Russland wird ein sehr erfahrenes Team aufbieten, auch die erwarten wir stark. Und Gastgeber Portugal ist grundsätzlich auch nicht zu unterschätzen. Ich denke aber, dass wir auch mit diesen Teams durchaus auf Augenhöhe liegen und uns keinesfalls verstecken müssen.