Muzzicato: „Natürlich muss auch ich mich hinterfragen“
Auch Co-Trainer Oktay Yildirim und Coach Benedetto Muzzicato (r.) müssen sich nach dem schwachen Abschneiden ihrer Elf hinterfragen.

Muzzicato: „Natürlich muss auch ich mich hinterfragen“

Er bat bei seinem Amtsantritt um Geduld. Immerhin wäre es ein völlig runderneuertes Team, das eigentlich für die Fußball-Landesliga aufgestellt wurde. Und dann fügte Benedetto Muzzicato, seit rund sechs Monaten Trainer beim Fußball-Oberligisten TB Uphusen wörtlich an: „In der Winterpause werden wir Bilanz ziehen. Und dann kann man uns kritisieren, wenn es angebracht ist!“ Nun ist Winterpause – und die Blau-Weißen stehen auf dem ersten Abstiegsplatz. Ergo ist die Schonfrist vorbei, es ist Zeit für Kritik.



Angebrachte Kritik? Fakt ist, dass der Turnerbund auf einen Kader bauen kann, der von den Namen her der stärkste seit der Oberliga-Zugehörigkeit ist. Nur vermochte dieser Kader in den abgelaufenen Monaten nur ganz bedingt abzuliefern, konnte nur sporadisch seine wahre Leistungsstärke abrufen. „Das hat allerdings auch Gründe“, sagt da Uphusens sportlicher Leiter Florian Warmer. So habe man ganz bewusst ein Team aufgestellt, das von der Nummer eins bis zur Nummer 14 auf viel Erfahrung zurückgreifen kann. „Dann aber kommen bei uns die jungen Wilden, die wir eigentlich erst langsam an die Liga heranführen wollten. Doch aufgrund der zahlreichen Verletzten mussten sie sofort Verantwortung übernehmen.“



Etwas deutlicher wird da Muzzicato, der erstmals konkret an sich selbst sowie an der Mannschaft Kritik übt: „Natürlich ist die Saisonvorbereitung unsagbar schlecht verlaufen, natürlich sind uns wichtige Spieler verletzungsbedingt weggebrochen. Doch im Fußball gewinnen niemals Namen Punkte! Und deshalb muss ich auch mich klar hinterfragen. Habe ich wirklich die richtigen Spieler für unsere Mission geholt? Denn gerade bei den Renommierten fehlt mir doch manchmal die nötige Leidenschaft für diesen Sport. Der Kader wurde für die Landesliga zusammengestellt, dann wurde es am Grünen Tisch doch wieder Oberliga. Statt oben mitspielen hieß es nun den Abstiegs zu vermeiden. Und dafür bringt so mancher Spieler, den ich geholt habe, nicht den nötigen Enthusiasmus mit!“



Deshalb wird sich der TB Uphusen auch von einigen Spielern trennen, die die Erwartungen nicht erfüllen konnten. Nicht mehr dabei sind zukünftig Mazan Moslehe, Obed Scholl-Amoah als auch Denis Spitzer. Der Ur-Uphuser Spitzer allerdings bat um seine Freigabe, da ihm der Aufwand einfach zu groß wurde. Gut möglich, dass noch der ein oder andere folgen wird. Warmer: „Wir haben uns enorm viel von Mazan versprochen, der die in ihn gesetzten Erwartungen aus den diversesten Gründen nicht erfüllen konnte. Die Trennung war einvernehmlich. Obed hat selbst gemerkt, dass mit geringem Trainingsaufwand keine Oberliga gespielt werden kann. Wir werden sehen, ob wir unseren Kader in der Winterpause verstärken können. Doch jeder weiß, dass das zu diesem Zeitpunkt nur bedingt möglich ist.“ Einen ersten Winterneuzugang gibt es indes. Als dritter Torwart wurde Fabian Purpus vom Ortsnachbarn TSV Uesen verpflichtet.



Die Winterpause kommt Muzzicato und seinem Trainerstab sicher wie gerufen. So steht schon jetzt fest, dass der 38-jährige Italiener sehr frühzeitig wieder das Training aufnehmen wird. Und vor allem an der Torausbeute sowie der Mentalität arbeiten lassen wird. Denn im Angriff drückt der Schuh am stärksten. Was natürlich an der Unfitness von Moslehe und der langen Verletzungspause von Patrick Müller lag, zudem Bekim Murati seiner Form über weite Strecken nur hinterherlief. Markus Nesemann, ebenfalls in der sportlichen Leitung beim TBU, sagt: „Teilweise haben wir wirklich guten Fußball bis zum 16er gespielt, dann aber kam zu oft nur heiße Luft! Wir müssen jetzt schauen, ob wir da an Qualität etwas hinzubekommen können.“ Und der Übungsleiter fügt vielsagend an: „Noch einmal: Es ist gut möglich, dass wir beim Zusammenstellen des Kaders etwas in die Scheiße gegriffen haben! Doch wir als Trainer werden bis zum ersten Punktspiel im neuen Jahr alles daran setzen, dass sich entscheidende Dinge ändern. Ich bin überzeugt, dass wir noch die Kurve bekommen werden.“



Heißt also: Der Coach als auch das Team sind im neuen Jahr in der Bringschuld. So sehen es auch Warmer und Nesemann. Sie werden genau hinschauen, wie sich Mannschaft und Trainerstab zukünftig verkaufen und einbringen werden. Nesemann: „Wir werden nicht mehr wie in der abgelaufenen Saison nur daneben stehen und zusehen, wie alles erneut den Bach heruntergeht. Wenn wir der Meinung sind, dass wir handeln müssen, dann werden wir handeln!“



Quelle : www.kreiszeitung.de

Text : Frank von Staden

Bild : www.kreiszeitung.de